Klausurtagung 2022 der FREIE WÄHLER.
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06.12.2022
Klausurtagung: Freie Wähler setzen auf „Heimatenergie“

FW-Kreisverband war in Klausur mit prominenten Gästen

 

Gleich zu Beginn waren die Mitglieder der Freien Wähler gefordert: Bei ihrer diesjährigen Klausurtagung begrüßten die FW-Kreischefs Claudia Schuster und Anton Rittel den Landtagsabgeordneten Manfred Eibl, der als Fachreferent das dreistufige Energiekonzept vorstellte. Der ambitionierte Ausbau dezentraler Energien bildet dabei die kurzfristige Maßnahmenstufe. In Kombination mit dem Netzausbau soll die Stromerzeugung durch die „Regenerativen“ auf 80 % erhöht werden. Solarenergie wie beispielsweise Agri-PV oder Floating-PV und Wasserkraft wird eine elementare Rolle zugedacht. Darauf aufbauend fordert die Regierungspartei schon seit langem die Förderung der Wasserstofftechnologie. Nicht zuletzt der jüngste Coup mit Quantron in Gersthofen/USA, den Dr. Fabian Mehring und Hubert Aiwanger eingefädelt hatten, basiert auf der Technik. „Langfristig wollen wir darüber hinaus auf Kernfusion setzen. In Abgrenzung zur Kernspaltung gibt es dafür nur Vorteile. Die Rohstoffe stehen uns unbegrenzt zur Verfügung, der Energiebedarf kann damit langfristig gedeckt werden“, beschreibt Eibl den Weg in die Zukunft. Kreisvorsitzende Schuster betont, dass es fraglich sei, wie lange der Staat die Energiepreisbremse aufrecht erhalten kann und fordert pragmatisches Denken und Handeln: „Wir müssen schleunigst Umdenken und lernen in allen Varianten Energie einzusparen und andere Energiequellen zu nutzen. Momentan wird so viel Strom aus Gas erzeugt wie noch nie“, so Schuster.

 

Für den Landkreis Augsburg berichten Fraktionsvorsitzende Melanie Schappin und ihr Stellvertreter Peter Kraus, dass zumindest das Lieferjahr 2023 gesichert sei. „Wir hoffen, dass der Strompreis sich dann etwas entspannt, wenn der Landkreis sich wieder der Stromausschreibung Kubus anschließt“, so Schappin. Dass die Preise in den Kommunen stark gestiegen sind, liege auch am Vergabezeitpunkt im September 2022, so Kraus: „Wir waren einmal bei 5 Cent Energiepreis pro Kilowattstunde, im September waren es schon 60 Cent. Das führt zu einem Gesamtstrompreis von bis zu 90 Cent je Kilowattstunde Strom. Dass genau da der Vergabezeitpunkt der Kubus-Ausschreibung lag, hat dazu geführt, dass die Preise in unseren Kommunen enorm gestiegen sind. Eine teilweise Reduzierung der Energiekosten ist durch die von angekündigte Strom- und Gaspreisbremse zu erwarten. Langfristig dürften sich jedoch die Energiepreise auf einem deutlich höheren Niveau als früher einpendeln“, beschreibt Kraus die aktuelle Situation. Schappin betont, dass der Landkreis Augsburg im Gegensatz zu Dillingen noch einen sehr weiten Weg bis zur Klimaneutralität zu gehen habe. „Wir sollten nicht nur aus energiepolitischen Gründen schnellstmöglich dafür Sorge tragen, dass unsere Liegenschaften von öffentlichen Stromversorgern unabhängiger werden, sondern auch weil wir umweltpolitisch für nachfolgende Generationen Verantwortung übernehmen müssen", fordert Schappin abschließend.

In diese Kerbe schlug auch Heiner Gärtner, Geschäftsführer der international tätigen GP JOULE Gruppe, der als Experte zur Tagung geladen war. „Die Bürger werden sprunghaft finanziell belastet durch die gestiegenen Energiepreise, auch weil wir unsere Erzeugungsinfrastruktur nur mangelhaft ausgebaut haben, was zur Unterversorgung führt“, mahnt Gärtner an. Durch unkalkulierbare Preise und Zweifel an der Versorgungssicherheit seien Geschäftsmodelle von Gewerbe und Industrie bedroht, was wiederum dazu führe, dass der Staat weiterhin in fossile Energieinfrastruktur investiere. Gärtner wirbt für die Gründung lokaler Wärmenetze auf Seiten der Kommunen in Form von innovativen Gemeindewerken, die durch neue regionale Wertschöpfungsketten wichtige wirtschaftliche Impulse setzen. „Für die Zukunft setzen wir auf integrierte Energiesysteme bei Strom, Wärme, Mobilität und Wasserstoff – und sichern so den lokalen Standort der Industrie durch regional erzeugte erneuerbare Energie“, fordert Gärtner den Ruf der Wirtschaft ernst zu nehmen.

 

Diesen Ball will Heimatabgeordneter Dr. Fabian Mehring, der Parlamentarische Geschäftsführer der Landtags-FW, aufnehmen: „Wasserstoff wird unter den Energieträgern der Zukunft die erste Geige spielen. Unsere Region hat die Chance, dabei an der Spitze der Bewegung zu stehen“, sagt Mehring unter Verweis auf zahlreiche Unternehmen in der Region, die derzeit massiv in die Zukunftstechnologie investieren. „Jetzt gilt es, die konzertierten Bemühungen verschiedenster Akteure aufeinander abzustimmen und miteinander zu vernetzen“, findet Mehring. Die Staatsregierung, so der Abgeordnete weiter, werde dafür im nächsten Haushalt bis zu 500 Millionen an Fördermitteln verfügbar machen. „Mit diesem Rückenwind aus München müssen wir es schaffen, die zugehörige Infrastruktur auf die Beine zu stellen, sodass hierzulande nicht nur geforscht und entwickelt wurde, sondern auch Produktion und Umsetzung stattfinden können“, so Mehrings Vision. Ein konkretes Projekt will der Landespolitiker gemeinsam mit der Stadt Gersthofen und dem MVV-Industriepark aufs Gleis stellen, wozu er zuletzt gemeinsam mit Bayerns Umweltminister Glauber vor Ort war. „Unsere Idee ist, den im Industriepark anfallenden Wasserstoff zu nutzen, um den Umgriff um das Werksgelände über das örtliche Erdgasnetz mit Wasserstoff zu versorgen. Das könnte ein vielbeachtetes Pilotprojekt für ganz Bayern werden“, ist sich Mehring sicher.

 

Auch Kreisvorsitzender Rittel schreibt Wasserstoffprojekten eine Vorreiterrolle zu. „In zehn bis fünfzehn Jahren können Wasserstoffbusse unsere Mobilität massiv beeinflussen, wenn wir jetzt Leuchtturmprojekte in der Region umsetzen. Wir nutzen bisher Quellen, die nicht immer ausreichend Energie zur Verfügung stellen, wenn wir diese brauchen. Im Gegenzug müssen wir dafür sorgen, dass überschüssige Energie endlich speicherbar wird“, fordert Rittel.

 

In der abschließenden Ideenwerkstatt beschäftigten sich die Teilnehmer der Klausur mit dem Thema der Energiewende in den verschiedenen Lebensbereichen Mobilität, Wohnen, Energieproduktion, Bürgerbeteiligung und Arbeitswelt. Zusammenfassend forderten sie möglichst viele Stufen der Wertschöpfungskette in der Region zu belassen oder anzusiedeln, um eine langfristige, nachhaltige und preisgünstige Versorgung zu gewährleisten.